
Das letzte Jahr hat mich müde gemacht. Manchmal hat es mich auch sehr nahe an meine Grenze gebracht. Vielleicht auch ab und an darüber hinaus. Es ist auf jeden Fall nicht in den Kleidern hängen geblieben. Ich spüre es – dieses Jahr 2021 – in meinem Knochen und auf meinem Herzen.
Und doch gibt es da immer wieder Leuchten. Immer wieder Strahlen. Immer wieder berührt werden.
Ein Moment leuchtet(e) für mich ganz besonders und den möchte ich mit Ihnen teilen:
Wir waren im Zoo. Großeltern, Eltern und Kind. Mal schien die Sonne und es war angenehm warm. Mal fing es an zu regnen und wurde usselig. Also: Regenjacke raus aus dem Rucksack in der Hoffnung, nicht bis auf die Knochen nass zu werden. Nach Möglichkeit flüchteten wir dann in eine Halle, um dort auszuharren, bis der Regen vorbei war. Das Kind will aber draußen Tiere sehen. Abstand halten ist blöd. In der Halle ist es zwar trocken, aber auch schwül. Und es stinkt. Es ist unfassbar laut. „Mama, ich hab‘ Durst. Ne, doch Hunger. Das mag aber ich nicht essen. Ich glaub, ich muss auf‘s Klo.“ Quengelndes Kind gleich irgendwann genervte Mutter.
Und dann ist es einen Moment… absolut… berührend friedlich.
Zwei Wesen begegnen sich. Und als die eine den Finger über die Glasscheibe gleiten lässt, folgt die andere mit ihrem Finger. Und die zwei bleiben dasitzen. Als hätten sie alle Zeit der Welt. Schauen sich an. Sind sich ganz nah. Irgendwie vertraut. Nur durch ein bisschen Glas getrennt.
Es berührt mich. Lässt mich dankbar werden. Und ich spüre: ich bin gesegnet. Denn da sind so viele Momente, die meine Welt zum Leuchten bringen. Und die allermeisten Leucht-Augenblicke passieren ohne, dass ich damit rechne.
Pfarrerin der Kirchengemeinde